Ein neues Buch – von einem sehr jungen Autor – zur Geschichte der deutschen Einwanderung in Südbrasilien.
Ahnenforschung wird in Brasilien oft als eine Tätigkeit betagter Rentner angesehen, die es sich zum Hobby gemacht haben, Bibliotheken, Kirchenregister und Friedhöfe nach historischen Informationen zu durchforschen, aber nicht unbedingt mit den Vorzügen der digitalen Kommunikation vertraut sind.
Diesem Klischee widerspricht der 22-jährige Journalistik- und Jura-Student Felipe Kuhn Braun. Seit acht Jahren erforscht er die Wurzeln deutscher Einwanderer in seiner Heimat Rio Grande do Sul. Das Ergebnis seiner Arbeit präsentiert er nun im Buch História da Imigração Alemã no Sul do Brasil.
Die deutsche Einwanderung nach Südbrasilien begann Anfang des 19. Jahrhunderts. Die erste Gruppe der Immigranten kam aus dem Hunsrück und gründete 1824 São Leopoldo. Brauns Buch beschreibt die beschwerliche Reise der Auswanderer aus dem Hunsrück nach Rio Grande do Sul, wo sie mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert wurden, sei es die Auseinandersetzung mit der ansässigen indigenen Bevölkerung oder der Zusammenprall mit der brasilianischen Kultur und Gesellschaft.
Der Autor veranschaulicht dies anhand einer Reihe von Geschichten und Kuriositäten aus der Gründerzeit. Auch der deutsche Beitrag zur Entwicklung der Industrie und des Handels in Rio Grande do Sul wird dargestellt. Das Buch beinhaltet 158 historische Bilder, die zwischen 1868 und 1950 aufgenommen wurden.
Vom Hobby zum Buch
Braun begann seine Recherche 2001 in Bom Princípio, einer Gemeinde mit rund 11 000 Einwohnern nördlich von Porto Alegre, die von Deutschen gegründet wurde. Weitere Stationen seiner Recherche waren die Gemeinden Feliz, Salvador do Sul, Montenegro, Pareci, Harmonia, Ivoti, Dois Irmãos, São José do Hortêncio, Picada Café, Morro Reuter, Nova Petrópolis, São Leopoldo und seine Heimatstadt Novo Hamburgo.
2006 hatte er bereits eine Liste mit 22 000 Namen von Nachfahren deutscher Einwanderer erstellt und 1600 Fotos zusammengetragen. Anhand dieses Materials begann er Kolumnen für die Lokalzeitung Jornal NH aus Novo Hamburgo und für die Zeitschrift Skt. Paulusblatt, die in deutscher Sprache in Nova Petrópolis/Rio Grande do Sul erscheint, zu schreiben.
Um die Herkunft seiner eigenen Familie zu erforschen, besuchte Braun 2007 etliche Gemeinden im Hunsrück und im Saarland. Er kehrte nach Brasilien zurück mit zahlreichen Büchern zur deutschen Auswanderung und einer Datenbank mit 30 000 Namen von Vorfahren deutscher Immigranten in Südbrasilien.
Seit 2009 konzentriert Braun sich auf die Sammlung, Restaurierung, Katalogisierung und Digitalisierung alter Fotos der deutschen Immigration. Inzwischen ist sein Archiv auf über 8 000 Bilder angewachsen, die den Zeitraum von 1860 bis 1960 abdecken. Einen kleinen Einblick in dieses Archiv gewährt er den Lesern seines Buches, das er im Selbstverlag veröffentlicht hat.
„Alles begann als Hobby, aber je mehr Informationen ich sammelte desto grösser wurde der Drang, noch mehr zu recherchieren. In acht Jahren Ahnenforschung habe ich über 300 000 Namen von deutschen Nachfahren in Südbrasilien zusammengestellt“, sagt er. Braun selbst ist ein direkter Nachkomme von Guilherme Winter, der um 1840 die Siedlung Wintersohnschneiss gegründet haben soll. Daraus entstand die heutige Gemeinde Bom Princípio. „Viele Brasilianer haben ihre Wurzen in den ersten deutschen Siedlungen in Rio Grande do Sul“, hält Braun fest.
Nenhum comentário:
Postar um comentário